„Bewegung – Disziplin und Zuneigung“


von diesem Leitfaden haben bestimmt schon einige Hundebesitzer gehört. Sie stammt von dem berühmten Hundetrainer aus Amerika, Cesar Millan. Mögen einige von ihm halten was sie wollen, an dieser Stelle möchte ich diese Thematik einmal aufgreifen, um den Zusammenhang zwischen Bewegung, Ausgeglichenheit und Hunden mit Verhaltensstörungen darzustellen.

Kleiner oder großer Hund, die Geschmäcker sind ganz verschieden. Der Hund ein Arbeitstier und Sozialbegleiter hat im Laufe seiner Entwicklung viele Aufgaben übernommen und wurde für die jeweiligen Bedürfnisse sowohl physisch, als auch psychisch verändert. Aber alle verbindet das Bedürfnis der Bewegung und den Drang Reviere abzustecken und diese auf Ressourcen u.a. in Form von Nahrung abzusuchen.

Wir haben sie alle schon einmal erlebt und uns über ihr Verhalten echauffiert, die kleinen garstigen Kläffer an der Flexileine, die am liebsten in die Wade zwicken und ihren Besitzer häufig als resignierten Begleiter entlarven. Beschwichtigende Worte wie „Ist doch gut!“ hört man an dieser Stelle nur zu häufig. Auf der anderen Seite stehen die großen, muskulösen und aggressiv wirkenden Bestien mit Kiefern kräftig genug um Knochen zu knacken. Wild an der Leine ziehend, als wäre das erspäte Ziel das Einzige, was jetzt noch zählt. Ja sie gibt es wirklich, aber noch bilden sie die Minderheit, denn viele Hundebesitzer und angehende Hundebesitzer suchen immer häufiger schon vor oder spätestens bei Bestehen von Verhaltensauffälligkeiten oder Fehlerziehung  Hundeschulen und Trainer auf.

Leider wird den Hunden ohne gesellschaftskonformen Verhalten oft der schwarzen Peter zugeschoben und die meisten Menschen machen sich in seltenen Fällen Gedanken darüber, was dazu geführt haben kann.

Der Hund, ein Spiegelbild seines sozialen Umfelds – der Menschenwelt

Wenn Kunden zu mir kommen und mich um Rat bitten, wie sie an der ein oder anderen Stelle das Verhalten ihres Hundes korrigieren können, muss ich in den meisten Fällen darauf hinweisen, dass neben dem bestehenden Problem sie als Halter ihr Verhalten überdenken und verändern sollten.

In vielen Köpfen wird der Hund bereits mit Leine und Halsband geboren und am liebsten sollte das halbwegs geduldete Tier des Nachbarn stets und ständig draußen an der Leine geführt werden. Verhält sich der Hund trotzdem nicht adäquat an der Leine, kommt zu echauffiertem Verhalten zusätzliches Augenrollen, entnervtes Stöhnen und reflexartiges Hochreißen der Leine.

Auf der anderen Seite haben viele Hundehalter Bedenken ihre Hunde ohne Leine auszuführen, da das geliebte Tier wohl möglich ausreißen könnte. Ein Kompromiss muss also her – die Flexileine. Auch die Schleppleine hat bei Problemen mit der Leinenführigkeit oder bei häufigem Ausreißen in viele Hundehaushalte Einzug genommen. Die meisten Halter setzen jedoch die eigentliche Funktionalität dieser Hilfsmittel häufig falsch ein. Es kann deshalb zu keinem oder nicht ausreichendem Ergebnis führen und zu gefährlichen Situationen kommen . Dabei sammeln sie ein enormes Repertoire an sogenanntem „Halbfachwissen“ über diverse Hilfsmittel an.

Wird der Bewegungsdrang eines Hundes permanent eingeschränkt, wird sich diese angestaute Energie zwangsläufig irgendwann ein anderes Ventil suchen. Das Beißen in die Leine, das Zerstören von Spielzeug oder der Innenausstattung und das Auskugeln von Schultern durch ruckartiges Ziehen an der Leine sind nur einige mehr oder weniger harmlose Ventile, die ich an dieser Stelle nennen möchte. Eine straffe Leine und lautstarke Beschimpfungen gepaart mit dem Hinlegen des Hundes auf den Rücken führen in den meisten Fällen dazu, dass diese Energie zusätzlich unterdrückt und nicht umgelenkt wirkt. Zudem wird das Verhältnis zwischen Hund und Halter geschädigt.

Wenn sich nun ein auffälliges Verhalten gegenüber Artgenossen oder vorbeifahrenden Radfahrern einschleicht, wäre das nicht verwunderlich. Diese angestaute Energie – gepaart mit Frustration - richtet sich nun gegen Artgenossen oder sich bewegende Objekte, in schlimmen Fällen sogar gegen den Halter selbst. Da dieses Verhalten zwangsläufig wieder unterdrückt wird, eröffnet sich ein Teufelskreis!

Anstatt die Energie durch Kopfarbeit oder ausreichende Bewegung abzubauen oder umzulenken wird nur das Verhalten verändert, die Energie aber bleibt. 

Was also tun? Ganz klar: Bewegung -Disziplin – Zuneigung.

Die Realität sieht häufig anders aus: Zuneigung – Disziplin – Bewegung.


Dass eine 30 minütige Runde täglich um den Block an der Leine oder jeden Tag im Vorgarten spielen ausreicht, sollte aus den Köpfen verbannt werden! Der Hund braucht mehr, als nur das Lösen und das Schnuppern an einer markierten Stelle. Das Ausführen des geliebten Vierbeiners ist kein notwendiges Übel, sondern vielmehr eine Möglichkeit für Hund und Halter Zeit an der frischen Luft zu verbringen, positive Energie zu tanken und die Bewegung dazu zu nutzen eigenen Stress abzubauen. Bewegung ist nicht nur der Schlüssel für einen ausgeglichenen Hund, sondern neben der Ernährung auch ein wichtiges Mittel, um Krankheiten im Alter vorzubeugen. Als Hundebesitzer kann man von tollen Spaziergängen nur profitieren, denn die Bindung zu seinem Hund wird dadurch gefestigt und eine solide Vertrauensbasis geschaffen.

Jeder Halter kann für sich und seinen Hund einen guten Mittelweg finden. Auslaufareale können genutzt werden, um den Hund auch ohne Leine auszuführen und um Bindung und Vertrauen aufzubauen – im Idealfall vom Welpenalter an, wenn der automatische Trieb zu folgen noch vorhanden ist. Jeder Hund wird es mögen durch einen herrlich duftenden Wald zu spazieren oder in einen erfrischenden See zu springen. Hilfsmittel, wie die Schleppleine, können selbstverständlich genutzt werden, dann aber richtig.

Viel Spaß beim Ausflug!